Johanniter September/20
Johanniter / September 2020 / In Aktion 11 Das Kinderhaus „Pusteblume” trägt einen luftigen Namen. Damit haben die Johanniter der Arbeit vor Ort elegant die Schwere genommen. Ein Besuch im deutschlandweit ersten Kinder- und Jugendhospiz mit einer ambulant be- treuten Wohngruppe. Licht und großzügig angelegt ist die „Pusteblume” im Spreewaldort Burg. Ein Gebäudekomplex mit weitläufigen Außen - anlagen, der so gar nicht bedrückend wirkt, auch wenn dort Kinder und Jugend liche mit lebensverkürzenden Erkran - kungen eine zeitweilige Heimat finden. Trübsinn sucht man hier vergebens. Und Daniela Konzack, die immer strahlende Leiterin des Hauses, lässt das auch nicht zu: „Hier geht es nicht ums Sterben”, räumt sie mit der Vorstellung derer auf, die sich noch nie mit dem Thema Kinderhospiz beschäftigt haben. „Unsere ,Pusteblume’ soll ein Entlastungsort sein – für die Kinder, aber auch für ihre Eltern und Geschwister.” Dabei hätte es nach jahrelangen Bedarfs - analysen, Machbarkeitsstudien sowie einem Spendenmarathon der Johanniter aus dem Regionalverband Südbrandenburg im End- spurt durchaus noch Grund für Traurigkeit gegeben. Denn auch hier hat die Corona- Pandemie der Planung einer großen Er- öffnung Anfang Mai einen Strich durch die Rechnung gemacht. Kurzerhand wurde die Feier virtuell übers Internet für jeden zugänglich gemacht – und so noch mehr Interessierten aus nah und fern ein, wenn auch „nur” virtueller, Einblick ermöglicht. Als erste echte Gäste kommen seither Angelina und deren Mutter Melanie Gassan aus Forst in die ambulant betreute Wohn- gruppe. Alle 14 Tage zieht die 17-jährige Angelina übers Wochenende in „ihr” Zim - mer im WG-Bereich und hat dort alles, was ihr guttut – Natur vor ihrem Fenster, die Möglichkeit, mit dem Bett direkt nach draußen gerollt zu werden, eine moderne Wohnsituation und vor allem: Fürsorge. Für Mutter Melanie bedeutet es an jedem zweiten Wochenende eine Auszeit, um ein - fach mal wieder Motorrad zu fahren oder ein Eis zu essen. Einfach Dinge zu tun, die andere Menschen jederzeit tun können. Sie mag alles, was Krach macht / Denn im Alltag von Melanie Gassan gibt es diesen Freiraum kaum oder gar nicht, weil Angeli - na aufgrund einer Gehirnblutung von Geburt an schwerst erkrankt ist und an einer kombinierten Entwicklungsstörung leidet. Was nicht heißt, dass Angelina durch all diese Einschränkungen und eine teilweise Ernährung über eine Magensonde ein sauertöpfisches Mädchen wäre. „Sie mag Musik von Rammstein und Metallica und alles, was Krach macht.” Während Melanie Gassan von Angelinas Vorlieben erzählt, gluckst Angelina gut gelaunt und zeigt ihr breitestes Lächeln. Angelina mag Elefanten, Fahrradausflüge mit ihrer Familie und liebt es, wenn ihr die jüngere Schwester vorliest. Und wie andere Mädchen ihres Alters auch mag sie ihren langen, exakt geflochtenen Zopf und Nagellack mit Glitzersternchen. Fotos: Nikolaus Brade Mit offener Architektur haben die Macher der „Pusteblume” dem Kin - derhaus eine fröhliche Leichtigkeit gegeben.
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