Johanniter März/23
Es waren persönliche Mutproben. Als Junge auf dem Heimweg durch den dunklen Wald. Ich erinne - re mich an mondlose Nächte unter dichten Bäumen auf meinen Wegen nach Haus. Mein Elternhaus war umringt von Kiefern- und Buchenwäldern. Gewiss, es gab auch einen beleuchteten Weg, der bis auf wenige Hundert Meter heranführte zur heimatlichen Haustür. Der war für die ängstlichen Tage der sichere Ausweg. Aus dem Dunkel / Aber es gab auch dunkle Pfade und Strecken, die aus verschiedenen Richtungen durch die Waldschlucht zu den erleuchteten Fens - tern führten. Manchmal wollte ich mich testen und wählte sie, die vollständige Einsamkeit in beängs - tigender Dunkelheit. Im Schwarzgrau der Stämme und Äste über Wurzelschlangen ging es zwischen Mut und Schrecken nach Haus. Die Bäume knarrten im Wind. Und dann tauchten die ersten Lichter auf. Wohnzimmerfenster, Küche. Ziel erreicht. Die Dunkelheiten unserer Zeit haben wir nicht ge- wählt. Sie sind kein Selbstversuch, der sich abbre - chen lässt, weil anderswo sichere Pfade auf uns warten. Wir tasten uns voran, manchmal ohne zu wissen, ob wir noch auf dem Weg sind und wohin er führt. Man kann nicht einfach beschließen, all das hinter sich zu lassen. Aber wir können der Verzagt - heit ihre Nahrung entziehen; sie lebt vom Starren ins Dunkel. Von der Energie, die sie aus der Angst zieht. Wenn ein Schatten sich über den anderen legt, wenn bedrohliche Katastrophen näher rücken, dann verschwimmen im Dunkel Raum und Zeit. Man muss auch sehen wollen / In dunklen Zeiten wie diesen braucht es Licht. Die Fastenzeit reduziert für sieben Wochen das Streulicht, den Lärm. Sie lässt auf Worte hören, die Dunkles erhellen und Orientierung geben. „Und die Verständigen werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich“, so heißt es im Daniel-Buch in der Bibel (Dan. 12,3). Es gibt lichte Zeichen am Horizont. Mutige Erzählungen, die uns leiten. Menschen, die vorangehen. Wir müssen sie nur sehen wollen. Vielleicht sind die sieben Wochen der Fastenzeit bis zum Osterfest eine neue Erfahrung. Als Mose auf dem Berg Sinai Gott entgegentrat, wurde es sicht - bar: „Er wusste nicht, dass die Haut seines An - gesichts glänzte, weil er mit Gott geredet hatte.“ (2.Mose 34,29). Aber die Leute sahen ihn leuchten. Vielleicht wissen wir es nicht selbst. Gott segnet mit glänzendem Angesicht und legt diesen Schim- mer auf Menschengesichter. Dieses Licht, in dem wir stehen, gibt Glanz. Lachend läuft mir ein Kind entgegen. Tröstlich wendet ein Freund sich mir zu. Liebevoll werde ich beim Heimkommen erwartet. Hoffentlich hat jeder von uns solche Menschen. Hoffentlich werden wir selbst zu solchen Menschen. Gehen wir unseren Weg ohne Verzagtheit – mit Leuchten! /Ralf Meister Foto: Jens Schulze / Illustration: Karo Rigaud Beiträge in der Rubrik „Denkanstoß“ geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder Ralf Meister ist Landesbischof der Evange- lisch-lutherischen Landeskirche Hannover und Abt des Klosters Loccum. Er ist Botschafter der Fastenaktion „7 Wochen Ohne“, die dieses Jahr unter dem Motto „Leuchten! Sieben Wo - chen ohne Verzagtheit“ steht. Denkanstoß Lichte Zeichen am Horizont. Leserstimmen Nicht nur zeitgeistig / Monika F. aus München kann sich nach einem Standortwechsel mit unserem „Denkanstoß“ in der Ausgabe Dezem- ber/22 identifizieren: Liebes Redaktionsteam, vom „Denkanstoß“ in der Dezember-Ausgabe bin ich gleichermaßen begeistert wie berührt. Danke für diesen Beitrag! Ich bin auf einem kleinen Bauernhof in der Schweiz aufgewach- sen und lebe jetzt am südöstlichen Stadtrand Münchens. Gerade ist „Nachhaltigkeit“ das Schlagwort unserer Zeit. Nachhaltigkeit leben oder darüber anfangen zu sprechen, wenn es die Zeit (der Zeitgeist) aufdrängt, sind zwei Paar Schuhe. Neumodisches Gemüse / Günter S. aus Tübin - gen hat eine Anmerkung zu unserer Meldung in der Rubrik „Frisch schlägt fertig“ in der Aus- gabe Dezember/22 und zur Oma-Regel, nach der man nichts essen sollte, was die eigene Großmutter nicht als Essen erkannt hätte: In Ihrem Artikel über gesunde Ernährung sind die ersten zwei Punkte völlig einleuchtend, doch die Oma-Regel erschließt sich mir nicht. Meine Familie bezog all ihr Obst und Gemüse aus dem Garten und in meiner Kindheit waren viele Sorten, die man heute überall zu kaufen bekommt, unbekannt. Es ist noch nicht so lan - ge her, dass z. B. Süßkartoffeln, Pastinaken und Pak Choi angeboten werden. Ich weiß nicht, ob meine Oma etwas mit Auberginen, Avocados, Artischocken, Kichererbsen, Cranberrys, Gua - ven, Mangos hätte anfangen können. Nicht zu reden von Quinoa, Okra oder Wasabi. Foto: Getty Images Sie möchten ... ... über die eigene Lebenszeit hinaus Gutes tun und Menschen in Not unterstützen? In unse - rem neuen Ratgeber erfahren Sie, wie Sie ein Testament rechtssicher gestalten und was Angehörige rund um das Thema Erbschaft und Nachlass wissen sollten. Ergänzt wird die umfangreiche Broschüre durch wichtige Formulare und gelungene Bei- spiele, wie sich mit dem eigenen Vermögen Gutes bewirken lässt: sei es durch ein Ver - mächtnis für die Johanniter, eine Schenkung zu Lebzeiten, eine Zustiftung an die Johan - niter-Stiftung oder gar eine eigene Stiftung unter deren Dach. Für gemeinnützige Organisationen wie die Johanniter-Unfall-Hilfe fallen laut Erbschaft- steuergesetz keine Steuern an. Auch Schen - kungen, die Sie zu Lebzeiten übertragen, bleiben steuerfrei. Das bedeutet, dass jeder Euro Ihrer Zuwendung in unsere lebenswich tige Arbeit fließt. Ihre Nachricht Leserbriefe Johanniter-Unfall- Hilfe e. V. Marketing/ Kommunikation, Lützowstraße 94, 10785 Berlin leserbriefe@ johanniter.de www.facebook.com/ DieJohanniter Servicetelefon Rund um die Uhr. 365 Tage im Jahr. Sie haben Fragen zu Ihrer Mitgliedschaft? Ihre Anschrift hat sich ge- ändert? Sie interessieren sich für die Dienstleis - tungen der Johanniter? Tel. 0800 32 33 900 (kostenlos) info@johanniter.de Broschüre bestellen Sie erhalten Ihr kostenloses Exemplar des Ratgebers durch eine Mail an: spenden@johanniter.de oder rufen Sie uns an unter: Tel. 030 26 99 74 00. Sie können uns auch eine Postkarte schicken: Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Bundesgeschäftsstelle Matthias Jach Lützowstraße 94 10785 Berlin Johanniter / März 2023 / Unter Freunden Johanniter / März 2023 / Unter Freunden 23 22
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