Johanniter März 2025

sharing-Initiativen Obst, Brot und Gemüse, manch - mal bringen aber auch Privatleute die dringend benötigten Vorräte vorbei. Die „Española“, wie Eva manchmal genannt wird, ist eine von circa 150 freiwilligen Helferinnen und Helfern, die sich regelmäßig in der „Ohlauer 365“ engagieren. Sie sind neben den Festangestellten wie Knut Güntzel das eigentliche Rückgrat der Notüber- nachtung. „Zehn Personen pro Schicht sind Ideal - besetzung“, sagt Güntzel, „oft gelingt uns das“. Zwei bis drei Hauptamtliche beginnen ihren Einsatz schon am Nachmittag, alles andere wird von Ehrenamt - lichen geleistet. Es helfen viele Freiwillige aus der Nachbarschaft, darunter auch ehemals Geflüchtete aus Syrien oder Afghanistan, die aus eigener Erfah - rung wissen, wie schwierig es sein kann, in Deutsch - land Fuß zu fassen. Eva arbeitet hauptberuflich in der Blindenhilfe. Dass sie sich neben ihrem Job in der „Ohlauer 365“ ein - bringt, ist für die 42-Jährige keine große Sache. „Ich bin froh, etwas gefunden zu haben, wo ich wirk - lich helfen kann“, sagt sie. „Das ist hier eine super - wichtige Arbeit. Wenn wir nicht da wären, würde etwas fehlen.“ Ihr Engagement in der Einrichtung der Johanniter habe ihre Sicht auf Personen, die auf der Straße leben, verändert: „Es gibt keine Kate - gorien, wir sind alle nur Menschen. Du hast gerade keine Wohnung, ich habe eine. Das kann sich schnell ändern, erst recht in so einer Großstadt wie Berlin.“ Schicksal kann jeden treffen / Wie schnell man obdachlos werden kann, musste Andreas Knoll am eigenen Leib erfahren. Der 34-Jährige aus dem uckermärkischen Templin ist von Geburt an geh- behindert. Dank einer Vielzahl von Operationen kann er sich aber ohne Krücken fortbewegen. Lange lief es für den Maschinenbauer gut – bis er seine Part- nerin durch einen Schicksalsschlag verlor. Als dann noch während eines Routinebesuchs im Kranken - haus der Schlauch an seiner Waschmaschine platz - te, war er seine Wohnung los. Mehr als 40.000 Euro an Schulden liefen zur Beseitigung des riesigen Wasserschadens im ganzen Haus auf. „ Das ist hier eine super- wichtige Arbeit. Wenn wir nicht da wären, würde etwas fehlen.“ Eva Cambeiro, Ehrenamtliche in der „Ohlauer 365“ Abwärts geht es schnell: Andreas Knoll musste das selbst erleben. Die „Ohlauer 365“ gibt ihm Halt. Eva Cambeiro nennen sie in der Einrichtung der Johanniter wegen ihrer Herkunft auch liebevoll die „Espa ñola“. Johanniter / März 2025 / In Aktion 7

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