Johannitermagazin 2015/01 - page 26

Leben, wie wir leben – wie wir anderen zum
Leben helfen – Fragen über das Lebensende
– darf der Arzt/die Ärztin zum Sterben Hilfe
leisten? – Hunger und Ebola in Afrika – Hilfs­
bedürftige in Syrien und in Jordanien – Paris in
Europa: Jedes einzelne dieser Themen würde
einen eigenen Denkanstoß verdienen.
Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist in
viele dieser Fragen zentral einbezogen
und ganz häufig Teil einer die Situati­
on verbessernden Lösung. Dafür
möchte ich hier ganz ausdrücklich
Danke sagen. Ohne die, die bereit
sind anzupacken, die bei einer
Infektionskrankheit wie Ebola, die
die Helfer direkt gefährdet, bereit
sind mitzuwirken, würde sich nichts
bewegen, würden Spenden nichts
bewirken können.
Die Jahreslosung 2015 aus dem
Römerbrief, dass wir einander
annehmen sollen, wie Christus uns
„angenommen hat zu Gottes Lob“,
ist sicherlich aktueller denn je.
Wann, wenn nicht heute? In dieser
Weltsituation müssen wir einander
annehmen. Nicht nur Christen
sollen Christen helfen, sondern wir
Christen müssen die Muslime anneh­
men und dies muss wechselseitig
geschehen.
Das Einander-Annehmen ist nicht
immer einfach, das Einander-Helfen
sicherlich auch nicht. In der Theorie
können und wollen wir einander
annehmen und helfen. Aber die
Umsetzung ist häufig schwierig.
Deswegen passt die Losung des 35. Deutschen
Evangelischen Kirchentages so gut: Lehre uns
bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir
klug werden (Lutherbibel). Oder näher am he­
bräischen Original: Unsere Tage zu zählen, lehre
uns, damit wir ein weises Herz gewinnen (Zürcher
Bibel). Dieses Motto, diese Losung hätte kaum
besser passen können als zu der heutigen
Zeit: Geht es doch darum, dass wir im
Hinblick auf unsere eigene Endlichkeit ein
weises Herz gewinnen, darüber nach­
denken, was wirklich wichtig ist, was wir
auf dieser Erde beitragen wollen und
wofür wir uns einsetzen wollen. Der acht­
same Umgang mit jedem Tag verbietet
dem Arzt aus meiner Sicht auch die Hilfe
zum Sterben. Achtsamkeit fordert eine
so gute Betreuung wie möglich, gerade
auch auf dem letzten Stück unseres Le­
bensweges. Und so wendet die Losung
uns, unser Leben, hin zu Gott.
Der Kirchentag wird viele Anregun­
gen geben. Es wird ein Fest des Glaubens
werden. Die Frage der Migration, des
nachhaltigen Wirtschaftens, Fragen der
Inklusion und Integration werden gleicher­
maßen angesprochen werden.
Auch dieser Kirchentag wird einmal mehr
nicht ohne die Unterstützung der Helferschaft
der Johanniter auskommen können, die tra­
ditionell bereit sind, in ganz beeindruckendem
Maße zu helfen. So wie sie es in Afrika tun, so
wie sie es in Jordanien tun, so wie sie es bei
vielen Aufgaben in Deutschland tun.
Prof. Dr. Dr. Andreas Barner
Denkanstoß
Fragen stellen,
achtsam sein,
Dank sagen
Prof. Dr. Dr. Andreas Barner
,
62, ist Vorsitzender der
Unternehmensleitung des
Arzneimittelherstellers
Boehringer Ingelheim und
Präsident des 35. Deutschen
Evangelischen Kirchentages,
der vom 3. bis 7. Juni in
Stuttgart stattfindet.
Illustration: Karo Rigaud Foto: Jens Schulze
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die Meinung der Redaktion wieder.
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