Leserporträt
In die Wolle
gekriegt
Roswitha Bade strickt seit mehr als
zehn Jahren im Akkord. Aus Woll-
resten produziert die umtriebige
Rentnerin handgemachte Kleidung
für Bedürftige.
Abends, von 19 bis 23 Uhr, ist Roswitha Bade
nicht ansprechbar. Da arbeitet die Rent
nerin. Sie selbst würde das allerdings nicht
so nennen, denn Stricken ist ihr Hobby.
Ihr Mann würde es wohl eher einen Spleen
nennen. Doch die 72-Jährige strickt nicht nur
zur eigenen Freude oder um ihre Kinder
und Enkel auszustatten: Die Pullover, Strick
jacken, Socken, Pudelmützen und Schals sind
für jene, die sich keine neue Kleidung leisten
können.
Aus Wollresten werden Geschenke
„Das hat vor über zehn Jahren angefangen,
da gab es eine Sammelstelle in Templin, die
für ein Waisen- und Altenheim in Polen
Kleidung gesucht hat“, erinnert sich Roswitha
Bade. Da könne sie doch helfen, dachte sie.
Um sich mit ausreichend Material auszustat
ten, schaltete sie eine Annonce in der Zeitung
und bat um Wollreste. „Das war ein voller
Erfolg, ich habe so viele Pakete mit rund
100 Kilo Wollresten bekommen.“ Seitdem ist
sie damit beschäftigt, daraus Kleidung zu
machen.
„Hauptsächlich sind das natürlich Kinder
sachen – welcher Erwachsene will schon
gern so bunte Sachen anziehen“, erzählt die
Handarbeiterin schmunzelnd. Etwa 40 Stücke
schafft sie pro Jahr. Die Abendstunden
reichen dafür aber nicht aus: „Da sitze ich
dann schon mal tagsüber im Garten und
lese kein Buch, sondern stricke.“
Die Verbindung des Templiner Vereins
nach Polen gibt es so noch immer, Roswitha
Bade bringt ihre Stücke seit Langem aber
auch anderweitig unter die Leute. Im Sozial
kaufhaus zu Templin werden die Sachen
für wenig Geld an Bedürftige verkauft – der
Erlös sorgt für den Bestand der sozialen
Einrichtung. „Auch der Verein Mobile Lebens
hilfe ,Rettender Engel‘ in Milmersdorf freut
sich über meine Sachen und gibt sie an
Bedürftige weiter.“
Wollreste gesucht
Wenn Sie unsere Leserin
Roswitha Bade mit Wollresten
unterstützen wollen, geben wir
Ihnen die Adresse gern weiter.
Eine E-Mail an
genügt oder eine Postkarte an:
Johanniter-Unfall-Hilfe
Redaktion „johanniter“
Lützowstraße 94
10785 Berlin.
Fotos: privat
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johanniter 1/2015
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