johanniter 4/2013
Von Kirchbach spricht aus Erfahrung.
Vor seiner Zeit bei der Johanniter-
Unfall-Hilfe ist er als Soldat bei der
Bundeswehr bis in die ranghöchste
Position des General­inspekteurs
aufgestiegen. In diesen Jahrzehnten
hat er gelernt, dass nur das Team
zählt, nicht der Einzelne. Genau das
ist es auch, was er bei den Johanni-
tern so sehr schätzt und mit ganzer
Kraft gefördert hat: die Gemein-
schaft. Unermüdlich hat er als
Präsident die Landes-, Regional- und
Ortsverbände bereist. Er wollte sich
ein Bild von der Arbeit vor Ort ma-
chen, erzählt er, während er auf eine
Herde Skudden blickt, eine alte
Hausschafrasse, an deren Pferch der
Weg vorüberführt. Und er wollte mit
den Helfern in Kontakt bleiben.
Ein Zuhause für viele
Ein liebevolles Lächeln gleitet den
Horizont entlang: Von Kirchbach
denkt an seine Johanniter-Familie.
Sie hat nicht nur ihm, dem Jungge-
sellen, ein Zuhause gegeben. „Dieses
Zuhause umfasst ausdrücklich auch
unsere Mitglieder und Förderer“,
betont der Präsident. Als christliche
Hilfsorganisation seien die Johanni-
ter der Nächstenliebe verpflichtet.
„Aber nur durch die Unterstützung
der vielen Menschen haben wir die
Chance, Gutes zu tun. Wir wiederum
geben unseren Förderern die Sicher-
heit zurück, dass mit ihrem Einsatz
und ihren Spenden auch wirklich
Gutes geschieht.“ In Deutschland
oder im Ausland, überall, wo Not
herrscht. „Unsere Hilfe darf nicht an
Grenzen haltmachen“, das ist von
Kirchbachs fester Grundsatz.
Der christliche Hilfsauftrag ist
die eine Seite. Die andere, das ist die
Organisation, die wirtschaftlich
arbeiten muss, um am Markt zu
bestehen. „Diesen Spagat zu schaffen,
ist nicht immer einfach“, berichtet
der Präsident.. „Wir helfen nicht, um
Profit zu machen. Aber wir müssen
wirtschaftlich arbeiten, um vernünf-
tig helfen zu können.“ Hospizdienste,
Kältehilfe oder Obdachlosen-Ein-
richtungen – viele Projekte der
Johanniter seien ihrer Natur nach
nicht kostendeckend. Dennoch
war ihm als Präsident immer da­ran
gelegen, auch und gerade solche
Dienste zu fördern. Während der
Wanderer spricht, heben am Wald-
saum laut rufend zwei Kra­niche ab
und ziehen über ihn hinweg.
Weit gekommen
Besonders die Jugendarbeit habe
ihm am Herzen gelegen, erzählt von
Kirchbach, der sich nicht nur allein
oder mit gleichaltrigen Freunden
dreimal die Woche auf Tour begibt.
Mit Mitgliedern der Johanniter-­
Jugend ist er auch schon den Jakobs-
weg nach Santiago de Compostela
gegangen. Dabei ging es nicht
Spaziergänge und Wanderungen rund um seine Heimat Potsdam geben
Hans-Peter von Kirchbach Raum für Ruhe und Einkehr.
nur darum, dem Nachwuchs der
Organisation dessen Bedeutung
nahe­zubringen. Vielmehr hätten
die Johanniter die Aufgabe und
die Chance, den Heranwachsenden
ein solides Wertefundament für
ihr späteres Leben zu geben. Des-
halb habe er sich stets dafür einge-
setzt, dass die Johanniter möglichst
viele Kindertagesstätten und sogar­
Schulen betreiben. „Hier sind wir
weit gekommen“, sagt der scheiden-
de Präsident stolz.
Bedächtig, mit kleinen, festen
Schritten, geht von Kirchbach
seinen Weg. Er weiß: Auch ohne
ihn läuft das Ballspiel weiter.
Frank Markowski
Der Präsident in Kürze
Hans-Peter von Kirchbach wurde
am 3. August 1941 in Weimar
als Sohn des Offiziers Hermann
von Kirchbach und dessen
Frau Ursula geboren. Bekannt
wurde er vor allem während
des Oder­hochwassers 1997 als
Kommandeur der 14. Panzer-
grenadierdivision und des
Wehrbe­reichskommandos VIII
in Neubrandenburg. Er befeh-
ligte 30 000 Soldaten und
leistete einen unersetzlichen
Beitrag zum „Wunder von
Hohenwutzen“, der Verteidi-
gung der durchnässten Deiche
gegen die zweite Flutwelle
im Oderbruch. Von April 1999
bis Juni 2000 war von Kirch-
bach Generalinspekteur der
Bundeswehr.
Fotos: Nikolaus Brade
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