Johannitermagazin 2015/01 - page 12

johanniter 1/2015
Aktiv werden –
dabei sein!
Sie haben Interesse, selbst
Verantwortung für Ihre
Mitmenschen zu übernehmen
und sich im Kriseninterven­
tionsdienst zu engagieren?
Dann melden Sie sich unter
Tel.
 0711 93 78 780
Fotos: Birgit Betzelt, Tobias Grosser
Spenden
Sie!
Seit 1997 ist das Kriseninterventions-
team der Stuttgarter Johanniter
ein etablierter Bestandteil des
Rettungsdienstes in der Schwaben­
metropole. Ehrenamtliche Mit­
arbeiter betreuen Menschen
nach einem Notfall und schließen
damit die Lücke zwischen ex-
tremenNotfallereignissen und
dem sozialenNetz der Betroffenen.
Dafür sind die Johanniter auf
finanzielle Unterstützung durch
Förderer und Einzelspender ange­
wiesen.
Spendenkonto
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE94 3702 0500 0433 0433 00
Stichwort: KIT Stuttgart
Herbert Gräßer:
Schwierig sind vor
allem die Einsätze, bei denen Kinder
involviert sind. Besonders, wenn
Elternteile unverhofft versterben.
In einem Fall waren wir in eine
Arztpraxis gerufen worden, um zwei
Kinder zu übernehmen und zu
betreuen, deren Mutter mit dem
Rettungswagen ins Krankenhaus
gebracht worden war. Ehe die
Oma aus Hessen anreisen konnte,
wussten wir bereits, dass die Mutter
nicht überlebt hatte. Wir hatten
zu entscheiden, was zu tun ist, und
wollten nicht lügen. Beide Kinder
haben unterschiedlich reagiert.
Man muss Kinder schützen, darf sie
aber nicht ausschließen, damit
sie die Situation bewältigen können.
Gibt es Einsätze, die für
Außenstehende nicht sofort
nachvollziehbar sind?
Karin Pfeifer:
Ich wurde mal in ein
Seniorenheim gerufen, wo eine
Bewohnerin trotz Reanimierungs­
versuchen der Mitarbeitenden
verstorben ist. Hier benötigten
die Pflegekräfte, die bis zur letzten
Sekunde um das Leben der Seniorin
gerungen hatten, meine Unter­
stützung. Besonders für einen jungen
Altenpfleger war es sehr belastend,
dass er das Leben der Frau nicht
retten konnte.
Was ziehen Sie für sich
aus diesem fordernden Ehrenamt?
Karin Pfeifer:
Menschen in ihren
schlimmsten Momenten beistehen
zu können, gibt mir selbst viel.
Ich lerne mich und meine Grenzen
besser kennen und bin mehr mit
meiner eigenen Sterblichkeit in
Kontakt. Seitdem ich im KIT-Dienst
bin, spüre ich klarer, wer und was
in meinem Leben wirklich wichtig
ist – und wie schnell sich alles
ändern kann.
Wie verarbeiten Sie das Erlebte
denn selbst?
Karin Pfeifer:
Bei allem Mitgefühl
müssen wir natürlich die Distanz
wahren, dafür haben wir hilf-
reiche Methoden erlernt. Die regel-
mäßige Supervision bietet die
Möglichkeit der Entlastung. Manch­
mal hilft es schon, das Erlebte
einem Kollegen zu erzählen. Die
Übergabe eignet sich dafür sehr gut.
Herbert Gräßer:
Bei Bedarf können
wir jederzeit jemand aus dem Team
anrufen und den Einsatz durch­
sprechen. In der monatlichen Super­
vision mit einer externen Super­
visorin werden die emotionalen
Belastungen durch die Einsätze im
Sinne einer Einsatznachsorge
wahrgenommen und verarbeitet.
Welche Voraussetzungen benötigt
man für die Mitarbeit im Kriseninter-
ventionsteam?
Karin Pfeifer:
Man muss Menschen
mögen und sollte gut beobachten
können. Alles, was man unter
emotionaler und sozialer Intelligenz
versteht, gehört dazu.
Herbert Gräßer:
Eigene psychische
Stabilität ist nötig, aber auch Mut,
auf Neues zuzugehen oder sich
unbekannten Situationen auszu­
setzen. Man darf gern bei uns testen,
ob das eine passende Aufgabe sein
kann. Wir brauchen Unterstützung!
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In Aktion
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