johanniter 2/2015
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In Aktion
Seit Januar stehen Pflegebedürf
tigen und ihren Angehörigen durch
das Pflegestärkungsgesetz spürbar
mehr Leistungen zur Verfügung.
Die Johanniter beraten – damit die
Menschen davon profitieren.
„Die Susann hat ein richtiges Händchen für dich,
stimmt’s Opa?“ Angelika Ristau weiß ihren
Schwiegervater Heinz bei den Pflegeschwestern
des Ambulanten Pflegedienstes der Johanniter
im mecklenburg-vorpommerischen Woldegk
in guten Händen. Egal, ob sie in ihrem Mini-
job als Fußpflegerin arbeitet oder – so wie im
vergangenen Winter – mit ihrem Ehemann
Axel eine Auszeit braucht, um sich von den
Strapazen des Pflegealltags zu erholen. Denn
„Opa“, wie alle den 92-Jährigen liebevoll
nennen, ist seit Sommer 2014 ein kompletter
Pflegefall. Rund um die Uhr muss jemand da
sein. „Aber Opa in ein Pflegeheim zu geben,
kommt für uns nicht infrage“, sagt Angelika.
Der Traum: eine Woche Urlaub
„Auch wenn es – wie hier – ambulante Hilfe
gibt: Pflegende Angehörige sind permanent
gefordert“, weiß Anja Irmler, Pflegedienstlei
terin der Johanniter in Woldegk. „Irgendwann
müssen sie mal raus, sich selber eine Auszeit
nehmen. Aber viele denken nicht daran oder
wissen nichts über die Möglichkeiten.“ Axel
und Angelika Ristau wollten auch mal raus:
„Nur für eine Woche, mehr geht ohnehin
nicht. Erholen, nur für uns Zeit haben.“ Ein
paar Tage nach Südtirol in die Berge. „Vier
Wochen waren wir allein damit beschäftigt,
alles vorzubereiten und zu organisieren“,
erzählt Angelika Ristau.
Einen geeigneten Platz in einem Pflegeheim
finden, alles Vertragliche regeln, den Transport
dorthin organisieren, Wäsche, Medikamente
und Hilfsmittel für die Zeit der Abwesenheit
zusammenstellen. Ob es Opa in ungewohnter
Umgebung und Pflegesituation gefallen würde,
stand auf einem ganz anderen Blatt. „Wir hatten
früher schon einmal eine Erfahrung mit einer
Verhinderungspflege für Opa gemacht. Die
war enttäuschend“, sagt Angelika Ristau. Und
doch sahen Sohn und Schwiegertochter in
dieser Möglichkeit die einzige Chance, aus den
eigenen vier Wänden mal
herauszukommen.
Johanniter als Berater
Anja Irmler und ihr Pflege-
team, die bei Heinz Ristau
schon die ambulanten Pflege
aufgaben übernommen
hatten, suchten gemeinsam
mit den Ristaus nach einer Lösung. „Wir haben
vorgeschlagen, die Verhinderungspflege im
eigenen Zuhause fortzuführen“, sagt Anja
Irmler. „Die heimische Umgebung, das gewohn
te Pflegepersonal, bekannte Abläufe sind für
die Betroffenen sehr wichtig.“ Das Ergebnis:
Die Pflegerinnen kamen öfter, übernahmen
tagsüber alle notwendigen pflegerischen Auf-
gaben. Dafür konnte das jüngst durch das
Die Johanniter haben nicht nur für pflegebedürftige
Menschen ein offenes Ohr: Wenn es darum geht, das
Pflegebudget zu verwalten, stehen sie auch deren Ange-
hörigen zur Seite.
„Auch wenn es
ambulante Hilfe gibt:
Irgendwann müssen sie
mal raus – sich selber
eine Auszeit nehmen.“
Fotos: Tina Merkau